Spätestens seit April erleben wir,
wie sich die Berichterstattung der Medien über die Montagsdemonstrationen zu
verändern beginnt.
Unser Protest im Terminal 1 findet in den Medien zunehmend geringeren Niederschlag.
Ohne Zweifel stellen die
regelmäßigen Montagsdemonstrationen eine der wichtigsten Säulen im Prostest
gegen den Flughafenausbau dar. Sie sind für jeden einzelnen von uns
entscheidende Quelle positiver „sinnlicher Erfahrung“ der Möglichkeit,gemeinsam
mit anderen Menschen kreativ, lautstark und unübersehbar gegen den
Flughafenausbau Stellung zu beziehen. Sie sind somit wichtigste Eintrittspforte
zum gemeinsamen „ Protest und somit „die entscheidende“ Einbindungsebene für
Menschen, die Anschluss an die Protestbewegung suchen.
Die Offenheit, die niedrige Schwelle
in bezug auf die Möglichkeit zur Teilnahme, die positive Erfahrung Teil eines
starken gemeinsamen Protestes sein zu können, sind wertvolle, wichtige Elemente
unserer Protestkultur, die es zu hegen und zu pflegen gilt.
Während für uns die gemeinsame
Erfahrung der Montagsdemonstration in ihrer Innenwirkung und mit ihrer
Kontinuität weiterhin die Quelle einer positiven Gruppendynamik darstellt, ist
jedoch die Außenwirkung einer Veränderung unterworfen, die nicht wir, sondern
im Wesentlichen die Medien bestimmen.
Die an Highlights orientierte Presse
reagiert auf die für uns wichtige (aber auch anstrengende) Regelmäßigkeit mit
abnehmendem Interesse, sobald nicht immer wieder neue „vorzeigbare“, (TV)
optisch präsentierbare Ereignisse geliefert werden.
Es liegt
auf der Hand, dass wir also anscheinend immer wieder neu und kreativ in
Erscheinung treten zu müssen, wenn wir nicht das Interesse der Medien verlieren
wollen.
Hier stellt
sich die Frage, ob wir uns weiter (bzw. auf Dauer) von dieser Dynamik bestimmen
lassen, auch wenn die Variationen unserer Präsenz (laut/leise,
links-/rechtsherum laufen, bunte Bänder/Seile usw.) zur Zeit noch nicht
erschöpft sind?
Wie
reagieren wir auf die Gefahr, dass die Routine unseres Protestes in Bezug auf
die Berichterstattung der Medien (und dafür gibt es deutliche erste Anzeichen)
einem negativen Gewöhnungsprozess anheim fällt?
Gleichzeitig
darf unterstellt werden, dass nicht nur die Medien mit nachlassendem Interesse
auf unsere regelmäßigen Aktivitäten reagieren, sondern ebenso Fraport und
Lufthansa zunehmend routiniert und gelassen unseren Protest einfach laufen
lassen,- ohne dass er „größer“ stört. Die Betonung liegt auf größer- die Wirkung ist zwar vorhanden, wir
sind präsent und fallen auf, aber eben nur situativ, nicht wirklich störend,
nicht wirklich behindernd und schon gar nicht nachhaltig.
Es ist zu
fragen, ob nicht die anfänglich deutliche Störwirkung unserer regelhaften (sie
sind sehr regelhaft) Proteste, einer zumindest ambivalenten Wirkung gewichen
ist:
Einerseits nicht gerade gern gesehen, stellen sie andererseits ein durchaus gewolltes Ventil bürgerlichen Unmuts dar, bei dem kalkulierbar Druck abgelassen werden kann - ehe „Schlimmeres“ (Grusel) passiert.
Einerseits nicht gerade gern gesehen, stellen sie andererseits ein durchaus gewolltes Ventil bürgerlichen Unmuts dar, bei dem kalkulierbar Druck abgelassen werden kann - ehe „Schlimmeres“ (Grusel) passiert.
Die
anfänglich störende und unangenehme Wirkung der Montagsdemonstrationen im
Airport ergab sich nicht nur aus unserer direkten chaotisierenden Anwesenheit
auf dem Flughafen, sondern ebenso aus der durch die mediale Verarbeitung
hervorgerufenen politischen
Diskreditierung von Fraport, Lufthansa und „Politik“.
Der
Neuigkeitswert des Themas und die unerwartete breite Empörung haben sich jedoch
trotz unveränderter realer Lärmproblematik inzwischen in der öffentlichen
Wahrnehmung abgeschliffen.
„Leipzig“,
das mantrahaft wiederholte und in der Öffentlichkeit positiv dargestellte
Gerichtsurteil, die „endlich eingelösten Mediationsergebnisse“ (die wir nie
akzeptiert hatten), sowie das vorübergehende Zurückweichen der Politik, der
Wahlsieg der SPD in Frankfurt, all das hat zudem bei vielen Menschen zu der
illusionären Empfindung geführt, unsere Protestbewegung habe bereits
einen„entscheidenden Erfolg“ erzielt. Was wir bestenfalls als „bescheidenen
Etappensieg“ interpretieren, wird von vielen außerhalb unserer
Bürgerinitiativen zum Anlass genommen, sich zu früh zurückzulehnen und sich
nicht mehr aktiv zu beteiligen.
Es wäre
falsch, einfach so weiter zu machen und sich nicht auf die veränderten
Bedingungen einzustellen.
Die
Hoffnung, der Sommer und die unerträglich verlärmte Freiluftsituation würden
uns quasi automatisch die Massen zutreiben, die dann den Airport zum Platzen
brächten, könnte sich unter der beschriebenen
Dynamik als Trugschluss erweisen.
Wir müssen
die positive Wirkung/Eigenschaft der Montagsdemonstrationen erhalten und als
Aus-gangspunkt für eine erweiterte Strategie nutzen.
Diese muss zwingende Antworten finden auf die beschrie-benen Gefahren der negativen Routine/Gewöhnung, der „Ventilfunktion“ und der drohenden Ermüdung.
Diese muss zwingende Antworten finden auf die beschrie-benen Gefahren der negativen Routine/Gewöhnung, der „Ventilfunktion“ und der drohenden Ermüdung.
Erster Schritt in die richtige
Richtung könnte sein, einen offenen Diskurs über die aktuelle Situation zu
beginnen und die genannten Phänomene gemeinsam zu betrachten. Als Stichworte
sind zu nennen: Unberechenbarkeit, Störung/Blockierung, Intervention,
Diskreditierung von Fraport und Lufthansa als Kampagne, ökonomische
Intervention, Verweigerung von Konsum ( Flugverhalten, Kurzstrecke) und vieles
mehr…
Gleichzeitig ist es notwendig, einen
selbstbewussten und distanzierten Umgang, einen „strategischen Dialog“ mit der
Politik zu forcieren, der aber nicht der Illusion verfallen darf, falsche
Hoffnungen in einzelne Parteien setzen zu können. Vielmehr sollten wir aktiv
die kommenden Wahlen als Bühne nutzen, um Forderungen durchzusetzen.
Unser
ambitioniertes Ziel „die Bahn muss weg“, wird nur realisiert werden, wenn wir
es durchsetzen - nicht durch jemand anderen. mw/kd
Eine gute Bühne wäre die nächste große
AntwortenLöschenDemo gegen die Banken und den Kapitalismus,
wir sind doch auch Opfer des Kapitalismus
und des Wachstumswahns. Stuttgart 21 war
übrigens bei der letzten großen Demo im Mai
auch dabei.Unsere großen Plakate werden dann wieder im FS erscheinen.